Es riecht noch nach frischer Farbe. Da, wo der Schreibtisch stehen soll, ist bisher nur ein Untergestell aus Metall zu sehen. Immerhin: Kaffee kann schon gebrüht werden. Das ist wichtig für einen langen Abgeordnetentag. Davon wird Katja Poschmann bald mehr haben.
Kai Berger im Nacken
Im September hat die SPD-Bewerberin aus Mögelin im Wettstreit um das Direktmandat im Rathenower Landtagswahlkreis die meisten Stimmen geholt. Am Wahlabend rieb sie sich erstaunt die Augen, weil sie im Wettkampf um die meisten Stimmen bei der Auszählung plötzlich mit Kai Berger einen AfD-Kandidaten im Nacken hatte.
Jetzt mittendrin
Womit sie – das gibt sie offen zu – nicht gerechnet hatte. Darum und weil die AfD in Rathenow rund 25 Prozent der Stimmen zur Landtagswahl holte, will Katja Poschmann nun Gesicht zeigen. „Ich will hier mitten hinein in die Stadt und ich will, dass man uns sehen kann“, sagt Poschmann bei einem ersten offiziellen Termin in dem Büro, das erst noch ganz ausgestattet werden muss.
In ihrem Wahlkreis hat sie bereits erste Antrittsbesuche bei Bürgermeistern absolviert. In Rathenow, im Amt Rhinow und in Neustadt. Der Wahlkreis reicht bis in den Landkreis Ostprignitz-Ruppin hinein. Darum ist Katja Poschmann froh, dass sie ab dem 1. Januar einen Mitarbeiter hat, der sich im Wahlkreisbüro um die Koordinierung kümmert.
Die Koalitionsverhandlungen
Denn jetzt geht die Arbeit erst richtig los. Obwohl es bereits in den ersten Monaten spannend war. „Ich habe an den Koalitionsverhandlungen teilgenommen, das war eine sehr interessante Aufgabe.“ Da habe man Zeit gehabt, sich mit den Koalitionspartnern zu beschnuppern.
Inzwischen hat sie auch ihre erste Rede im Landtag gehalten. Katja Poschmann ist bildungspolitische Sprecherin und äußerte sich in dieser Woche zum Erhalt der kleinen Schulstandorte. „Wir müssen das notfalls in einem Verbund hinbekommen“, sagt sie. Das könne in Hohennauen zusammen mit Rhinow funktionieren oder in Großwudicke zusammen mit Milow.
Schulen seien ein Standortfaktor. Kindertagesstätten auch. „Wir machen jetzt erst eine kleine Kitagesetz-Novelle und dann eine große. Das wird richtig arbeitsreich“, sagt Poschmann – aber sie freut sich darauf. Es gebe viele Details, die dann in Gesetzesform zu bringen sind.
Den Menschen im Westhavelland will Katja Poschmann klar machen, dass sie bereits in einer Region leben, die viel zu bieten hat. „Die Bahnverbindungen sind jetzt schon gut, sie könnten natürlich immer besser sein.“ Es gebe gute Unternehmen, die auch ausbilden und die über qualifizierte Arbeitsplätze verfügen. „Unsere Unternehmer hier in der Region sind eine wichtige Basis.“
In Rathenow möchte Katja Poschmann das Attribut „Optikstandort“ gerne ausweiten. Es gebe auf der einen Seite die Betriebe. Aber vielleicht lohne es sich, Rathenow auch als Optik-Ausbildungsstandort bekannter zu machen. „Ich wünsche mir, dass jeder Arbeitgeber in Deutschland aus dem Optikbereich bei einem Bewerber, der aus Rathenow kommt, weiß: der Mensch ist bestens ausgebildet.“
Im Januar wird Katja Poschmann zur offiziellen Büro-Eröffnung einladen. Mittendrin in Rathenow. „Und wenn Markttag ist, dann werden wir uns auch bei den Leuten sehen lassen“, verspricht sie.
Von Joachim Wilisch
Quelle: MAZ vom 21.12.2019, Link zum Artikel https://www.maz-online.de/Lokales/Havelland/Rathenow/Katja-Poschmann-eroeffnet-Wahlkreisbuero