Katja Poschmann holte bei den Landtagswahlen am 1. September ein Direktmandat. © Foto: Manuela Bohm Katja Poschmann setzte sich gegen westhavelländische Schwergewichte durch
Politik ist wie das Blut der demokratischen Gesellschaft. Ohne würde das System nicht funktionieren. Da keine direkte Demokratie wie in der Schweiz sind die Möglichkeiten der Teilhabe bei uns eher beschränkt. 2019 war aber ein Jahr, in dem Weichen neu gestellt werden konnten in Brandenburg und an den kommunalen märkischen Basen. Es gab Sieger und Verlierer.
Als Gewinnerin ging etwa die Sozialdemokratin Katja Poschmann aus den Landtagswahlen am 1. September hervor. In ihrem Wahlkreis, zu dem auch Rathenow und Premnitz gehören, holte die Enddreißigerin die meisten Stimmen. Das überraschte um so mehr, da sie erstmals kandidierte. Poschmann setzte sich gegen zwei Schwergewichte durch. Da war einerseits Christian Görke (Die Linke), am Wahltag immerhin noch Finanzminister und Vizeministerpräsident, sowie Dieter Dombrowski (CDU), der zu der Zeit noch Abgeordneter und Vizelandtagspräsident war.
Der Endfünfziger Görke galt als Favorit. Er hatte in den Wahlen seit 2004 stets das Direktmandat gewonnen. Durch günstige Platzierung auf der Landesliste seiner Partei (Platz 4) war ihm dennoch der Einzug ins Parlament geglückt. Der Endsechziger Dombrowski kannte so was aus früherem Erleben. Seit 1999 gehörte er dem Landtag an, hatte dabei nie das Direktmandat bekommen. Diesmal stand er nicht mal mehr auf der CDU-Liste.
Obgleich sich die Sozialdemokraten wegen der meisten Stimmen im gesamten Landkreis Havelland als Sieger fühlen konnten, betrug der Abstand zur zweitplatzierten Alternative für Deutschland nur rund drei Prozent. Mit 25,38 Prozent für die SPD und 22,07 Prozent für die AfD lagen beide knapp unter dem, was die Parteien auf Landesebene heraus holten.
Mit 23,5 Prozent der Stimmen kam die Alternative auf Platz 2 und ist nun stärkste Oppositionskraft im Landtag. Die SPD (26,2 Prozent) musste sich erstmals zwei Verbündete suchen, da ein Parteien-Duett nicht mehr die nötigen Mehrheitsverhältnisse hätte herstellen können. Die Linke flog aus der Regierung, statt ihrer sind nun CDU und Grüne an der Macht beteiligt. Während die Grünen im berlinfernen Westen des Havellands weiter eher eine politische Randerscheinung darstellen, haben es im Osten zwei Frauen über ihre Parteiliste in den Landtag geschafft. Die nunmehr 61-jährige Petra Budke stand auf Listenplatz 5, die 62-jährige Ursula Nonnemacher auf Platz 1. Letztere ist jetzt Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz.
Text: Rene Wernitz, Bild: Manuela Bohm
Quelle: MOZ vom 30.12.2019